Ein Sportprojekt der besonderen Art hat in den letzten fünf Wochen die Klasse 9a der Anne-Frank-Realschule plus in Mainz bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes. Unter der Leitung von Sportlehrerin Frau Kropf tauchten die Schülerinnen und Schüler in die inklusive Sportart Goalball ein, ein Spiel, das speziell für Menschen mit Sehbeeinträchtigung entwickelt wurde – und dabei für alle zu einer außergewöhnlichen Erfahrung wird.
Gerade im Schulsport sind wir es gewohnt, uns stark auf unser Sehvermögen zu verlassen. Werfen, Fangen, Laufen – all das geschieht oft visuell gesteuert. Doch in diesem Projekt war das anders. Die Schülerinnen und Schüler erlebten, wie es ist, sich auf Gehör, Gefühl, Intuition und Vertrauen zu verlassen, denn beim Goalball trägt jeder Spieler eine lichtundurchlässige Brille – ganz gleich, ob sehbehindert oder nicht. Es geht um das Hören – um das Erkennen der Richtung, aus der der mit Glöckchen versehene Ball kommt. Es geht um Teamgeist, Absprachen, Mut – und darum, sich aufeinander zu verlassen.
“Es ist eine ganz neue Erfahrung, eine Sportart zu erlernen, ohne etwas sehen zu können”, berichtet ein Schüler beeindruckt. “Wir mussten das Zuhören neu lernen – und vor allem den anderen besser zuhören.”
Das Projekt verfolgt nicht nur sportliche Ziele. Es wurde ins Leben gerufen, um inklusive Bildung im Sportunterricht erlebbar zu machen – und um den Jugendlichen, die nach den Sommerferien in die Berufswelt starten, ein Gespür für die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Einschränkungen zu vermitteln. Darüber hinaus standen soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Vertrauen und gegenseitiger Respekt im Mittelpunkt.
Mit großem Engagement und echter Neugier haben sich die Schülerinnen und Schüler auf diese neue Welt eingelassen.
Vergangenen Dienstag besuchten die Schülerinnen und Schüler mit Frau Kropf und ihrer Förderschullehrerin Frau Prangenberg die Landesblindenschule in Neuwied. Ein gemeinsamer Projekttag als Highlight zum Abschluss der Einheit. Dort wurden die Jugendlichen von Herrn Kessels, dem Sportlehrer der Blindenschule, und einigen seiner Schüler herzlich empfangen – darunter Spieler, die erst zwei Wochen zuvor am Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin für das Team Rheinland-Pfalz teilgenommen hatten.
Nach dem gemeinsamen Aufbau der 9 Meter langen Tore, einer Einführung in Wahrnehmungs- und Hörübungen tasteten sich die Schülerinnen und Schüler über Passübungen und gezielte Würfe auf das Tor immer näher an das Spiel heran. Am Nachmittag wurde es dann ernst: In offiziellen Spielen durften sich die Gäste aus Mainz mit dem erfahrenen Schulteam messen – und das Team „Mainz“ konnte sogar ein Spiel gewinnen!
Möglich wurde dieser unvergessliche Tag durch das Förderprogramm Startchancen, das die kostenfreie Anreise der Anne-Frank-Realschule ermöglichte.
Am Ende des Tages waren sich alle einig: Es war ein bewegendes Erlebnis voller neuer Perspektiven, gegenseitiger Achtung – und echter Begegnung auf Augenhöhe.





